Informelles

„Wer süchtig ist, hat keine Wahl“

29. Oktober 2018

So lautet der Titel eines Artikels der WAZ 18.10.18
Er handelt in Kurzfassung von einem Buch des US Mediziners R.Lustig, in dem dargelegt wird, dass manche Menschen machtlos sind gegen eine „Zuckersucht“, denn die Lebensmittelindustrie (LI) mache gezielt abhängig von Zucker.
Ich versuche ein Buch auf eine Seite zu bringen:
Ob wir dick oder dünn, glücklich oder depressiv, ausgeglichen oder süchtig sind, entscheiden 2 Botenstoffe (sogenannte Neurotransmitter, Serotonin und Dopamin) und ein Hormon, das Cortisol.
Serotonin (S)  gilt als Glückshormon, Dopamin (D) ist das Vergnügungshormon, Cortisol wird bei Stress ausgeschüttet. Nach der These von R. Lustig benutzt die LI diese Stoffe zu einer Art „Gehirnwäsche“ und so heißt auch sein Buch: „Brainwashed“.
Wie soll das gehen? Nun, Glück ist ursprünglich das, was man empfindet, wenn man von den Eltern gelobt wird, wenn man in den Arm genommen wird, also ein reines, tiefes  Glücks- und auch Geborgenheitsgefühl. Es entsteht durch Ausschüttung von S. Es hält lange vor und gibt uns Sicherheit.
Gleichzeitig erzeugt es Verlangen. Man möchte behütet und geborgen sein.
Vergnügen ist aber etwas anderes. Es entsteht durch Ausschüttung von D, zB wenn man etwas lange gesucht und endlich gefunden hat. Es ist eine Art Belohnung. Wer das Vergnügen spürt, das die Ausschüttung von Dopamin erzeugt, will es wieder und wieder. D hält nicht lange, es wirkt nur sehr kurz. 
Und es wird bei all dem ausgeschüttet, an das man das Wort Sucht hängen kann: Essen, Alkohol, Nikotin, Shopping, Sex. Deshalb, das wissen wir, hat D einen Suchtcharakter. 
Durch verschiedene Umstände verschwimmt der Unterschied zwischen Glück und Vergnügen im Laufe des Lebens und wir beginnen zu glauben, dass man Glück/Vergnügen kaufen kann: Bekleidung, Autos, Lebensmittel…. 
Mit Glück hat das nichts zu tun.
Nun haben nicht alle Menschen gleichviel D Rezeptoren.  Die Menschen mit weniger Rezeptoren bräuchten viel mehr D um das selbe Glücksgefühl zu empfinden. Deshalb sind sie (genetisch bedingt) wesentlich suchtgefährdeter. Sie versuchen Glück (S) mit Vergnügen (D) kurzfristig auszugleichen.
Natürlich spielt auch eine Rolle, wer als Kind wenig tiefe Liebe erfahren hat (und deshalb das Geborgenheitsgefühl, das S erzeugt, nur wenig kennt).
Die dritte Substanz, Cortisol, wird bei Stress freigesetzt. Es hilft uns durch eine Vielzahl von Mechanismen, Gefahren zu meistern. Allerdings wirkt es auch auf einen Teil unseres Gehirn (der Amygdala), der uns eigentlich von „falschem“ Verhalten ablenkt. So kann es passieren, dass Stress (Cortisol) aus einem unbewussten Wunsch ein starkes, unkontrolliertes Verlangen macht, eine Art Heißhunger.  Ein Verlangen, dass wir durch D Ausschüttung befriedigen müssen. Laut R. Lustig ist die Droge, zu der dann am häufigsten gegriffen wird, Zucker. Die LI verstärkt diesen Prozess, indem durch gezielte Werbung Glück und Zufriedenheit direkt mit ihren Produkten verknüpft werden. Außerdem sind zuckerhaltige Nahrungsmittel überall und fast rund um die Uhr verfügbar. An der Kasse des Supermarkts, an Tankstellen, an jedem Kiosk. „Energy-Drinks“ sind genauso gezuckert wie gängige isotonische Sportlergetränke. 

Der Zuckerzusatz ist völlig unnötig, wird aber von der LI benutzt, um beim Konsumenten ein Suchtgefühl zu erzeugen und, seien wir ehrlich: Empfinden wir ungesüßte Lebensmittel nicht oft als fad?