Informelles

Wann operiert man einen vorderen Kreuzbandriß?

14. Februar 2018

Das vordere Kreuzband  (ACL) reißt in Deutschland etwa 70000-80000 mal. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Sportverletzung. Das Vorgehen nach dieser Verletzung ist unterschiedlich. Wenn nur das ACL reißt und das Knie in den folgenden Untersuchungen stabil erscheint, kann ein konservatives (das heißt nicht operatives) Vorgehen erfolgreich sein, auch wenn ein MRT einen eindeutigen Riss beweist. Das gilt erst recht für Teilrupturen. Ist das Knie aber in der Untersuchung instabil, wird eine Rekonstruktion mit körpereigener Sehne empfohlen.
Sind neben dem ACL andere Strukturen verletzt (Meniskus, Knorpel, Seitenbänder) kann die OP, die eigentlich in Ruhe geplant werden kann, sogar dringlich werden.
Auch eine zweizeitige OP kann bei ausgedehnter Verletzung notwendig werden.
Beim konservativen Vorgehen steht schnelle Mobilisation auf der Fahne. Es soll vor allem eine Arthrofibrose vermieden werden, das ist eine Reaktion des Körpers auf die Verletzung, die dazu führt, dass das Knie „verklebt“. Deshalb ist die Gabe von NSAR sinnvoll, das sind entzündungshemmende Medikamente ohne Kortison, wie Ibuprofen oder Diclofenac. Kortisoninjektionen in das Knie sind nicht sinnvoll. Hilfreich sind auch frühe Verordnungen von Physiotherapie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit sowie zum Koordinations- und Muskeltraining.
Da Knie wird in regelmäßigen Abständen auf Stabilität und Funktion geprüft, die Rekonvaleszens kann bis zu einem Jahr dauern.
Prinzipiell eignet sich dieses Vorgehen bei älteren und /oder nicht sportlichen Patienten.
Wird operiert, unterscheidet man 2 Vorgehensweisen: Die ACL Plastik, bei der mit einer körpereigenen Sehne rekonstruiert wird und die ACL Naht, eine verfahren, dass in letzter Zeit eine Renaissance erlebt.
WICHTIG: wegen der Gefahr der Arthrofibrose, sollte entweder in den ersten 4 Stunden operiert werden, oder man sollte abwarten, bis das Knie abgeschwollen ist.
Die Operation sollte ausschließlich in einem Zentrum durchgeführt werden, dass große Erfahrung mit diesem Vorgehen hat.

 

 

 

aus: Orthopädische und Unfallchirurgische Praxis 7/8 2017