Informelles

Telemedizin

4. Juni 2018

Eine ernstzunehmende Enttwicklung oder eine Schnappsidee?
Als Orthopäde ist die Vorstellung, Telemedizin zu betreiben undenkbar.
Nahezu alle orthopädischen Diagnosen bedürfen zuerst einer Untersuchung per Hand. Ist ein Gelenk stabil, ist es in der Bewegung eingeschränkt, besteht eine Bänderverletzung, ist eine Nervenlähmung denkbar? Die Liste von Fragen, die dem Orthopäden durch den Kopf gehen ist lang. Eine Bildschirmvisite ist dazu völlig unzulänglich. 
Ich frage mich auch, wie sogenannte „bildgebende Verfahren“ eingesetzt werden können? In der Orthopädie braucht der Arzt zur sicheren Diagnose Röntgenbilder, Ultraschalluntersuchungen oder Schichtbilder durch MRT und CT. 
Mir fehlt jede Fantasie, wie Telemedizin in der Orthopädie aussehen soll…?

Ein Wort zu den momentan stattfindenden Versuchen mit Telemedizin. In den Medien wurde in den letzten Wochen vermehrt darüber berichtet.
Ein Modellversuch prüft die Möglichkeit und Durchführbarkeit in einigen Bundesländern. Vereinbart wurde ein Privattarif, die den Patienten 39,-€ pro Beratung kostet. Der Arzt erhält davon 20€.
Ein Redakteur der FAZ hat es ausprobiert und darüber berichtet. Er vereinbarte mit einem Arzt einen Beratungstermin an einem Sonntag Abend um 20:00 und wurde in einem Zeitraum von einer Sunde in 2 Telefonaten 30 Minuten beraten. Ergebnis: Eine Vorstellung in einer Praxis ist notwendig. 
30 Minuten Beratung am Sonntag Abend für 20€, die der Arzt dann noch versteuern muss!

Geht‘s noch?