Als Homöostase wird das Gleichgewicht in einem selbstregulierenden System bezeichnet. Auf den Menschen bezogen ist damit gemeint, dass sich Blutdruck, Atmung, Säure/Basenhaushalt, Elektrolytverhältnis, Temperatur, Flüssigkeitsverhältnisse, Urin, Stuhlgang, Schlaf usw. selbstständig im Körper regulieren.
Selbstverständlich haben wir Einfluss auf diese Regelkreise.
Durch Ernährung, Schlaf, körperliche oder psychische (Stress) Anforderungen, Aufenthalt in Kälte oder Wärme, um einige Beispiele zu nennen, können wir Einfluss nehmen.
Ich schreibe über eine Studie, die den Einfluss von Sport auf unser Immunsystem untersucht hat.
Drehen wir den Spieß zunächst um: Treiben wir NICHT ausreichend Sport, erhöht sich das Risiko von „Zivilisationskrankheiten“ dramatisch: es kann zu Fettleibigkeit (Adipositas), Herz/Kreislauferkrankung, Zuckererkrankung, psychischen Erkrankungen, Krebs und Demenz kommen, soviel ist bewiesen!
Die genannten Erkrankungen haben nachweislich einen gemeinsamen Nenner:
Das Bindeglied ist eine systemische Entzündung (sE), also eine Entzündungsreaktion des ganzen Körpers.
Nun konnte nachgewiesen werden, dass Sport zu einer Veränderung der Immunfunktion führt. Es wird zwischen akuten Veränderungen und chronischen Veränderungen unterschieden.
AV sind eine vermehrte Ausschüttung von Immunzellen (Granulozyten, Monozyten, Lymphozyten) und eine Verminderung der proinflammatorischen (entzündungsfördernden) Zellen.
CV sind eine Verminderung des Fetts im Bauch, nicht am Bauch, man nennt es viszerales Fett (vF) und eine Polarisierung des Immunsystems (eine Art „Spannen des Bogens zum Schuß auf Erreger“).
Insbesondere das vF ist verantwortlich für die Ausschüttung einer ganze Reihe von Substanzen (die ich Ihnen hier erspare), die alle verantwortlich sind für den Ablauf einer sE.
Sport reduziert das vF, auch ohne dass eine Gewichtsreduzierung vorliegt.
Also auch wenn „Dicke“ nicht ihr Gewicht reduzieren, ist regelmäßiger Sport trotzdem überaus wichtig, um Erkrankungen, wie zB Diabetes zu vermeiden.
Sport führt auch zu einer vermehrten Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin, Kortisol und Hydrokortisol. Insbesondere Kortisol hat stark entzündungshemmende Eigenschaften. (Das ist auch der Grund, warum wir Orthopäden Kortison zur Behandlung entzündeter Gelenke und Nerven schätzen).
Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass Hochleistungssport, insbesondere über lange Zeit und in hoher Intensität auch umgekehrte Effekte haben kann und das Immunsystem geschwächt und Infektanfälligkeit erzeugt werden kann.
aus Arthritis + Rheuma 6/18, C.H.Hinze Immunmodularische Effekte sportlicher Aktivität