Nach den verheerenden Terroranschlägen in der Vergangenheit (Manchester, Paris, Brüssel, Nizza, Berlin …) muss eingesehen werden, dass wir ständig auf einen weiteren vorbereitet sein müssen.
„Sind Rettungskräfte und Mediziner der Herausforderung gewachsen?“ fragt sich die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und der Sanitätsdienst der Bundeswehr (BW).
Das Handling eines Terroranschlags fordert Vertrautheit mit der besonderen Gefahrensituation vor Ort, mit den Verletzungsmustern und den taktisch-strategischen Erfordernissen.
„Die Situation nach Einsatz von Schusswaffen aller Art und Sprengstoffen, teils an mehreren Orten innerhalb einer Stadt, ähnelt eher der Gefechtssituation der Bundeswehr als einem heimischen Unfall“ stellt Oberstarzt Prof. Dr. B. Friemert, Leiter der DGU-AG Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie fest.
Aus diesem Grund wurde das neues Kursformat Terror und Disaster Surgical Care geschaffen und ein „Letter of Intent“ zwischen BGU und BW unterschrieben.
Aus Orthopädie und Unfallchirurgie, August 2017, Jg.7, Nr.4 und Orthopädische Nachrichten 06.2017, Zeitung für Orthopädie und Unfallchirurgie
Es ist leider festzustellen, dass diese Bemühungen bisher nur der Beginn einer intensiven Auseinandersetzung mit einer terroristischen Gefahr darstellen. Feierliche Vereinbarung für eine Zusammenarbeit der Bundeswehr mit der DGU und die Erkenntnis der Notwendigkeit für Weiterbildungskurse sind vorerst nur Absichtserklärungen.
Noch mangelt es an Instruktoren für solche Kurse und eine internationale Vernetzung steht in den Sternen.
Gar nicht geklärt ist, wie Krankenhäuser vor Terrorakten geschützt werden können. Auch das THW soll in den Krankenhausalarmplan einbezogen werden. Die zuständige Bundes – und Landespolizei ist „eingebunden“ um Sicherheitskonzepte bei terroristischen Anschlägen zu erarbeiten. Bisher gibt es dafür keine. Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin (DGAI) geht davon aus, dass sie für dir Narkosen bei Operationen verantwortlich sein wird, die Deutsche Gesellschaft für Allgemein und Visceralmedizin (DGAV), vulgo Bauchchirurgie, rechnet mit Bauchschüssen und die Gesellschaft für Gefäßchirurgie (DGG) mit hohen Blutverlusten.
Jeder gibt seinen Senf dazu.
Verfolgt man die Entwicklung eines essentiellen Algorithmus für das Verhalten und Handeln nach einem Terroranschlag, wird man den Eindruck nicht los, es handelt sich um ein Kompetenzgerangel nach Meinungs- und Verantwortungshoheiten.