Informelles

Wirbelbruch/Schneeball

8. Dezember 2013

Das „Heilen“ eines stabilen Wirbelbruches folgt dem „Schneeballprinzip“. Es hört sich paradox an, aber man unterscheidet zwischen instabilem Bruch (isB)  und stabilen Bruch (sB). Bei isB ist die Hinterkante des Wirbels gebrochen und deshalb das Rückenmark gefährdet. Liegt dieser Bruch oberhalb der LWS besteht die Gefahr der Querschnittslähmung, oft muss operiert werden.
Bei isB gilt das „Schneeballprinzip“ NICHT!

Bei sB steht die Hinterkante des Wirbels.
Was nun passiert erkläre ich an einem Beispiel aus meiner Jugend ;-) :
Wenn ich mit einem Schneeball die Aufmerksamkeit eines Mädchens haben wollte, musste der Schneeball leicht sein, nicht zu hart, er sollte ja nicht weh tun. Also auf keinen Fall den Schneeball zu fest pressen.
Wenn ich aber ihren Freund daneben treffen wollte, wurde der Schneeball so stark gepresst wie nur möglich. Er wurde kleiner, immer fester, fast eisig und tat weh.

Genau das geschieht mit einem Wirbel. Wenn der Patient früh mobilisiert wird, er also laufen darf (und muss!) presst die Schwerkraft den Wirbel zusammen, der dann kleiner wird, aber auch fest. Dieser Vorgang tut weh. Man muss dem Patienten erklären, dass das normal, ja fast ein gutes Zeichen ist. Um fest zu werden braucht ein Wirbel 8-12 Wochen, zwischenzeitliche Röntgenkontrollen zeigen den guten Verlauf.
In den letzten Jahren gab es einen Trend auch solche Wirbel zu operieren. Dabei wurden sie mit einer Art Zement gefüllt. Nachuntersuchungen haben aber gezeigt, dass von wenigen Ausnahmen abgesehen, das Mobilisieren ohne OP genauso gut funktioniert.
Nun geht der Trend also wieder zurück zum „Schneeballprinzip“. Die Wortschöpfung stammt von mir und würde von Kollegen vermutlich belächelt werden, aber erklärt sie es nicht einfach?