Wer hat sie nicht? Die Angst vor einer großen Operation?
Steht eine größere Operation an, erfahre ich immer wieder, dass große, nahezu irrationale Sorge vor Misserfolg und Schmerzen besteht.
Patienten wissen nicht, dass die Schmerztherapie bereits im OP beginnt.
Das geschieht auch, weil ein postoperativer Schmerz (POS) den Heilungsverlauf nachhaltig stört.
Die Sensibilisierung der Schmerzrezeptoren führen reflektorisch zur Ruhigstellung , was eine Mobilisation verhindert. Schmerzen aktivieren unser vegetatives Nervensystem (Sympathicus / Parasympathicus), was zu einer verminderten Durchblutung, einer verminderten Immmunabwehr und einer Veränderung der Fähigkeit von Blutplättchen (Thrombozyten) aneinander zu heften führt.
Die Folge: postoperative Thrombosen, Wundheilungsstörungen, Herzinfarkte und Lungenentzündungen.
Deshalb hat der Operateur ein großes Interesse, das Schmerzmanagement bereits vor dem Operationssaal zu beginnen.
Präoperative Aufklärung und nötigenfalls Schulungen helfen dem Patienten. Eine ausführliche Befragung kann Allergien gegen einzelne Schmerzsubstanzen klären.
Während der Operation kann das großzügige Einbringen von lokalen Betäubungsmittel den Verbrauch von Schmerzmitteln nach der OP erheblich reduzieren. Dies geschieht vor allem dadurch, dass der Sensibilisierungsmechanismus des vegetativen Nervensystems nicht stattfindet.
Sehr wirkungsvoll ist es, ganze Regionen zu blockieren. Zur Verfügung stehen die Regionalanästhesie des Rückenmarks , die Betäubung des ganzen Arms durch die Blockierung des Armnervengeflechts (Plexusanästhesie) aber auch Oberflächenanästhesie.
Ziel ist neben der postoperativen Schmerzfreiheit auch die möglicht frühe Mobilisation.
Ein optimiertes Schmerzmanagement, das bereits vor der eigentlichen OP ansetzt ist das A&O des Behandlungserfolgs.
Eine größere OP sollte nur durchgeführt werden, wenn sie die beste Alternative darstellt und andere Behandlungsmethoden versagen.
Dann aber vertrauen Sie bitte, dass alles für den Behandlungserfolg getan wird und Sie keine Schmerzen haben werden!
aus Orthopädische Nachrichten 04.2018 J.Jerosch, Johanna Etienne Krhs Neuss