Wieso soll Magnesium bei Krämpfen helfen? Es ist fast ein Reflex: Spricht man von Krämpfen, kommt der gut gemeinte Rat Magnesium einzunehmen. Von Apothekern, Ärzten, Sportlern, Mitleidenden.
Aber wieviel? Wie oft? Und vor allem warum? Vor allem die Industrie reibt sich die Hände, dass die Unkenntnis Betroffener eine unendliche Geldquelle sprudeln lässt.
Zur Sache: Wikipedia macht es einfach. Krämpfe bei Sport kann Magnesiummangel als Ursache haben. Krämpfe in Ruhe sind eher die Folge von Calciummangel. Das stimmt nicht ganz, ist aber für meinen Text ganz hilfreich.
Haben Sie jemals einen Fußballer bei Spielbeginn, zum Anstoß, an Krämpfen leiden sehen? Nie!
Erst zum Schluss, oft in der Nachspielzeit oder in der Verlängerung liegen die Athleten am Boden um sich helfen zu lassen. Meist sind es Spiele in Südeuropa oder zumindest in warmer Umgebung. In Moskau, im Winter gibt es keine Krämpfe. Denn der Fußballer schwitzt, weil er springt und rennt, bis zu 2 Stunden in unregelmäßigem Tempo. Mal Trab, mal Sprint, dazu kommt der hohe Adrenalinpegel unter der Anspannung. Dabei verschiebt sich das Gleichgewicht der Körpersalze. Und in Verbindung mit überlasteten Muskeln kommt es zu Krämpfen.
(Jetzt wird es etwas wissenschaftlich, wer will, kann das auslassen)
Was sind Salze? Verbindungen von Kationen (positive Teilchen) mit Anionen (negative Teilchen). In flüssiger Form nennen wir sie Elektrolyte. Die Kationen werden oft von Metallen gestellt: Natrium (Na), Calcium (Ca), Kalium (K), Magnesium (Mg). Die bekannteste Verbindung ist das Kochsalz: Natriumchlorid, NaCl. Davon ist das Meerwasser salzig. Auch in unserem Körper ist es in großer Menge vorhanden und lebensnotwendig. Aber auch die anderen Salze aus K, Ca und Mg sind in unserem Körper vorhanden und steuern vieles. Wenn das Verhältnis der Salze nicht mehr stimmt kann das Krämpfe hervorrufen. So erklärt sich der Sportlerkrampf nach langer Belastung. Und ihm fehlen ALLE! Elektrolyte. (Für die Fachleute: ich habe der besseren Erklärbarkeit halber vereinfacht und einige neueste Erkenntnisse nicht berücksichtigt.)
Wie soll die 60jährige Hausfrau, die nicht Sport treibt, einen Krampf wegen Magnesiummangel bekommen?
Tatsächlich ist der Magnesiumspiegel, den wir bei Krämpfen bestimmen, praktisch nie erniedrigt. Hier sind Magnesiumgaben großer Unfug, es kann sogar zu einer Verschiebung des Elektrolytverhältnis zum Schlechteren kommen. Ergebnis: möglicherweise noch mehr Krämpfe!
Aber woher kommt dieser Reflex Magnesium zu geben?
Die Wahrheit ist geradezu peinlich: Ein EINZIGER(!) Artikel der Medizinwissenschaft in der Physiologie of Sports Medicine aus 1983 konnte nachweisen, dass sich bei EINER(!) Tennisspielerin die Neigung zu Krämpfen unter der Gabe von Magnesium verbessert. Seitdem wird geforscht. Es gibt aber keinen einzigen weiteren Nachweis, dass Magnesium bei Krämpfen hilft. Und schon gar keine Erkenntnisse, wie es denn zumindest theoretisch helfen könnte. Mit der Erkenntnis, dass wir Ursachen von der Entstehung von Krämpfen allenfalls ahnen, wir aber nichts wissen!
Sicher ist allerdings, dass der einmalige Versuch, mit Magnesium einen Krampf zu lindern, praktisch unschädlich ist.
Und da immer noch keine Alternative gefunden wurde, rät sogar die Deutsche Gesellschaft für Neurologie zur Magnesiumeinnahme als Versuch. Es handelt sich also um eine Bankrotterklärung!
Es bleibt der Ratschlag, sich ausreichend zu bewegen, genug zu trinken und ausgewogen zu ernähren. Bei ausgewogener Ernährung ist ein Elektrolytmangel nahezu ausgeschlossen.
Was übrigens nachweislich sehr oft hilft und auch wissenschaftlich bewiesen hilft, ist eine Präparat aus Chinin, Limptar, aber das hat durchaus erhebliche Nebenwirkungen auf den Herzrhythmus, also Vorsicht!