Informelles

Knorpeltherapie am Kniegelenk

25. April 2016

Aus den Medien hat der Patient die Information, dass es Möglichkeiten gibt, Knieknorpelschäden zu behandeln, ich werde deshalb häufig nach Therapieoptionen gefragt.
In der „Orthopädie & Rheuma“  5/15 ist der gegenwärtige Stand der Dinge zusammengefasst:
Bei ca. 50% der durchgeführten Kniespiegelungen werden Knorpelschäden gefunden. Der Anteil der Schäden, die sich für eine knorpelregenerative Therapie eignen, liegt bei lediglich 5%.
Der Grund: meist handelt es sich um fortgeschrittene Gelenkdegeneration (des bereit älteren Patienten). Oft sind auch die gegenüberliegende Gelenkfläche betroffen und zusätzlich Menisken defekt.
Diese Knorpelschäden lassen sich nicht operativ behandeln, sondern es liegt die Schmerzminderung und die Verzögerung des Krankheitsverlaufs bis zum operativen Gelenkersatz im Visier des Therapeuten.
Umschriebene, also fokale Knorpelschäden, die Ursache von Schmerzen sind, lassen sich jedoch mit 3 Verfahren therapieren. Zufällig (zB im Rahmen einer MRT Untersuchung) festgestellte fokale Knorpelschädigung, die keine Schmerzen verursacht, sollte nicht automatisch operiert werden.
Nach wie vor hat die Mikrofrakturierung ihre Berechtigung (und erlebt zur Zeit eine Art 2. Frühling).
Dabei werden mit kleinsten Bohren Löcher im geschädigten Areal bis in das Knochenmark getrieben. Der Knochen wird zur Reparatur stimuliert, bei der das Regeneratgewebe auch den Knorpeldefekt füllt. Mittlerweile wird dieses Verfahren auch in Verbindung mit dem Einbringen von Matrixgewebe kombiniert.
Diese Verfahren eignet sich für kleine Defekte bei jungen Patienten.
Bei größeren Defekten (im ansonsten nicht verschlissenen Knorpelfeld) kann ein außerhalb des Belastungsbereich des Knies liegendes Knochen/Knorpelstück gewonnen werden, das in den Knorpeldefekt eingesetzt wird. Dieses Verfahren wird osteochondrale Transplantation genannt.
Die autologe Knorpelzelltransplantation beschreibt das Applizieren eines Knorpelzellsubstrats in das Defektareal, das in früheren Jahren aufwändig unter einem Knochenhautlappen vernäht wurde und heutzutage mittels Matrix am Defektort fixiert wird.
Bei allen drei Verfahren schließt sich eine längere Phase der Entlastung an Unterarmgehstützen an.

Der ältere Patient mit einem allgemeinen hohen Verschleiß mehrerer Strukturen des Kniegelenks, also mit ausgeprägten Defekten an mehreren Stellen eignet sich NICHT zur Knorpeltherpie!