Informelles

Diagnose am Küchentisch

14. September 2015

heißt ein Beitrag in der aktuellen FAS ( Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) in dem Lucia Schmidt über das Dilemma von Ärzten schreib, die ihre eigenen Verwandten oder enge Freunde behandeln sollen. Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob in diesen Fällen nicht die professionelle Distanz verlorengeht? In den USA hat die AMA ( American Medical Association) 1993 einen Verhaltenskodex aufgestellt, nach dem diese Behandlungen zwar nicht verboten werden, jedoch mit Nachdruck davon abgeraten wird. In der Berufsordnung für Psychotherapeuten ist festgeschrieben, dass Kontakte mit Patienten außerhalb der Behandlung auf das Nötigste beschränkt sein muss. Insbesondere wenn etwas „schiefgeht“ kann die Situation nicht mehr professionell bereinigt werden. Auf Befragung, warum sie die Behandlung dennoch übernehmen, antworten 70% dieser Chirurgen: „weil ich der Beste bin“.  Ob man dies wie in der FAS „Selbstüberschätzung“ nennen will, sei dahingestellt. Tatsächlich kann man sich als Arzt aber kaum dagegen schützen. Erst wird kurz gefragt woher dieses oder jenes Symptom kommt, dann wo man am besten operiert wird und auf einmal ist man behandelnder Arzt. Solange man erkennt, wo seine Grenzen sind, halte ich die Behandlung von Familie für legitim. Zu Grunde liegt Vertrauen. Und Vertrauen ist für eine ordentliche Behandlung schon mal nicht schlecht.