Des Titel des Blogs ist reißerisch, in der Tat. Aber er ist deswegen nicht falsch.
„Kissing desease“, Kußerkrankung, ist ein Synonym für das Pfeiffersche Drüsenfieber (medizinisch ganz präzise ist Mononukleose). Dieser Name ist entstanden, da nachweislich in den Vereinigten Staaten jeder 6. Student daran erkrankt, hauptsächlich durch Kontamination mit infektiösem Speichel beim Küssen.
Dabei wird der Epstein-Barr-Virus ausgetauscht, er gehört in die Gruppe der Herpesviren.
Die Erkrankung ähnelt einem grippalen Infekt mit Fieber, Rachenentzündung und Lymphknotenschwellung. Diese Symptome klingen in den meisten Fällen innerhalb von 2-4 Wochen spontan ab. Es gibt allerdings eine ganze Reihe von gefährlichen Komplikationen, so dass es riskant zu sein scheint, sich zu früh wieder voll zu belasten.
In Deutschland erkranken jährlich etwa 40000 Menschen.
10% davon erleiden einen Komplikationsverlauf, d.h. die Krankheit verläuft und heilt nicht typisch aus, sondern geht in eine andere Erkrankung über:
Die chronische Müdigkeit, offiziell heißt sie: Chronic Fatigue Syndrom (CFS).
Die anfängliche (normale) Müdigkeit hört einfach nicht mehr auf. Noch nach vielen Monaten können sich die Betroffenen nur mit Mühe aufraffen, um einfachste häusliche Dinge zu erledigen. Danach sind sie völlig erschöpft. Warum gerade Leistungssportler, Spitzenschüler und besonders ehrgeizige Menschen besonders häufig davon betroffen sind ist unklar. Es scheint aber manches darauf hinzudeuten, dass Stress und/oder Aufregung die körpereigenen Abwehrzellen nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Der Körper befindet sich deshalb in einem ständigen Abwehrkampf gegen das Virus, das sich auf besonders raffinierte Weise in unseren eigenen Abwehrzellen, den B Lymphozyten versteckt.
Und vieles deutet darauf hin, dass es sich nicht nur versteckt, sondern es im Dunkeln weiterarbeitet:
Immunzellen werden gehackt und umprogrammiert. Lymphozyten hören auf einmal nicht mehr auf sich zu teilen und verbreiten ungebremst Viruskopien.
Ein dem Krebs sehr ähnliches Vorgehen.
Tatsächlich sind dies Lymphozyten nur wenige Mutationen von einem Lymphdrüsenkrebs entfernt. Nur ein intaktes Immunsystem schaft es diese Krebsvorstufen zu eliminieren.
Deshalb erkranken Patienten mit schwachem Immunsystem auch häufig an Krebs: Organ Transplantierte, HIV Infizierte, Senioren. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass sich Ebstein-Barr Viren auch in vielen Tumoren nachweisen lassen.
Der direkte Bezug zu unserem Immunsystem nährt auch den Verdacht, dass das Virus an der Entstehung von Auto-Immunkrankeiten mitwirkt.
Patienten tragen nach Pfeifferschem Drüsenfieber ein 30 mal höheres Risiko an Multipler Sklerose zu erkranken.
Das ist ein höheres Risiko als das Rauchen für die Entstehung von Lungenkrebs.
Noch gibt es keine spezifische Therapie. Schonung, Bettruhe, das ist alles. Es klingt hilflos wie im Mittelalter.
Aufhorchen lassen neue Forschungen auf der Suche nach einem Impfstoff.
Bis es den gibt, fließt noch viel Wasser den Rhein herunter und dann kommt der nächste Kampf: gegen die Impfgegner.
Nach einem Artikel FAS 23. Juni 2019