Beschrieben wird eine Studie, bei der Patienten mit chronischem unteren Rückenschmerz entweder einmalig mit 4-7 Blutegeln (BE) behandelt wurden oder mittels Bewegungstherapie (BWT) durch einen Physiotherapeuten 4 mal innerhalb einer Woche.
Die Fälle wurden zufällig den Therapien zugeordnet, man nennt das randomisiert.
Der anfängliche Schmerz wurde in einer objektiven Skala gemessen (visuelle Analogskala in 100mm) und mit einer Messung nach 28 Tagen verglichen.
Geprüft wurden Funktionseinschränkung, Lebensqualität, Schmerzwahrnehmung, Depressivität und Schmerzmittelverbrauch. Die Einschätzung erfolgte nach objektivierten standardisierten Fragebogen.
Tatsächlich (und zu meiner Überraschung!) war die Gruppe der BE der BWT Gruppe überlegen.
Der anfängliche Scherz sank in der BE Gruppe von 61,2 auf 33,1 am 28. Tag und von 61,6 auf nur 59.8 am 28. Tag in der BWT Gruppe.
Allerdings zeigen die Initiatoren der Studie auch systemische Fehler auf, die darin liegen könnten, dass eine fehlende Verblindung die Studie beeinflusst haben könnte.
Was heißt das?
Verblindung bedeutet in der Wissenschaft, dass die Patienten (und bestenfalls auch die Therapeuten, wir sprechen dann von „doppelblind“) nicht wissen und auch nicht erkennen können, zu welcher Therapiegruppe sie gehören. Das ist bei Medikamenten einfach. Alle Pillen sehen gleich aus, egal ob mit oder ohne oder anderem Wirkstoff.
Bei Blutegeln ist das prinzipiell nicht möglich. Patient und Therapeut sehen schließlich die Tiere, die oft lange Nachblutung und Patienten spüren darüber hinaus auch den Biss.
Die Erwartungshaltung ist also sehr hoch und damit kann zu einem möglichen Placeboeffekt nichts gesagt werden.
Aber geholfen hat die BE Therapie sehr gut, wie die Auswertung nachdrücklich darstellt.
Deutsches Ärzteblatt, Jg. 115, Heft 47, 23.11.18