Informelles

Achillessehnenreizungen (ASR) und ihre Behandlung

5. Juni 2017

Mein Kollege und Namensvetter Frank Weinert hat in einem bemerkenswerten Artikel über die nicht-operative Behandlung von (ASR) geschrieben.
Etwa die Hälfte aller Achillessehnenentzündungen betrifft Mittel- und Langstreckenläufer. Bei 2/3 der Fälle ist das mittlere- bei 1/3 das untere AS Drittel mit Fersenbeinansatz betroffen.  Die Unterscheidung ist wichtig, da die Therapie in ersten Fall notwendig -im zweiten Fall sogar verschlimmernd sein kann.
Üblich ist eine mehrmonatige Vorgeschichte mit erstmalig eher sporadisch auftretendem Schmerz, der sich zurückbildet. Im Laufe der Zeit wird er aber hartnäckig, tritt nicht nur beim Laufen auf und ist irgendwann auch mit einer deutlichen Veränderung der AS verbunden. Sie ist geschwollen und druckschmerzhaft. Bis hierhin hat der Läufer Eigenbehandlungen unternommen. Er hat mit Eis behandelt, Medikamente eingerieben oder eingenommen, mit verschiedenen Schuhen laboriert und immer wieder (meist zu kurz) pausiert. Bei den meisten Fällen ist es aber keine „Entzündung“ (deshalb helfen auch keine entzündungshemmende Tabletten und Salben), sondern um eine Fehlheilung von vielen kleinen Sehnenverletzungen. Nun ist der Arzt gefragt. 
Meinem Kollegen reicht ein ausführlicher und bewährter Fragebogen, ich bevorzuge Ultraschall und MRT zur Sicherung der Diagnose.

„Läufer, die nicht laufen dürfen, kratzen Ihnen vor lauter Verzweiflung die Tapete von den Wänden oder suchen einfach weiter, bis sie einen Arzt finden, der  ihnen das Laufen nicht verbietet“  Recht hat er!

Natürlich gilt das nur für Patienten, die überhaupt noch laufen können. Und bei denen es sich nicht um eine frische Teilruptur auf der Basis vieler vorangegangener Mikroverletzungen handelt.
F.W. empfiehlt eine Kombination aus reduziertem und verändertem Laufen, dazwischen eingeflochtene Pausen, die mit Alternativsportarten gefüllt werden. Es muss auf den Untergrund geachtet werden und ggf. auch der Laufschuh verändert. Auch der Laufstil sollte angepasst werden.
Das alles unter Berücksichtigung einer von ihm entwickelten „Beschwerdeampel“.
Diese Ampel regelt die Dosis der Belastungssteigererung, zu der auch Krafttraining gehört.  Früher war es Regel nur exzentrisch zu trainieren (berühmt ist das Krafttraining an der Treppenstufe), heute gehört auch konzentrisches Training dazu, wenn die Übungen nur langsam genug ausgeführt werden. Dabei können sogar hohe Lasten langsam bewegt werden.

Natürlich ist jede Behandlung von AS Beschwerden individuell. Schon eine Behandlung der rechten AS vor Jahren kann sich von der aktuellen Behandlung der linken AS des selben Läufers unterscheiden. Ort der Schädigung und Ausmaß sind ebenso richtungsweisend wie Wochenlaufleistung, Anatomie des Fußes und der Beine, Schuhwerk und Laufuntergrund.

 

Arthritis+Rheuma  2/17