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Triage : Auf Leben und Tod

27. März 2020

Triage hört und liest man immer häufiger und es sträuben sich die Nackenhaare.
Ärzte sollen über Leben und Tod entscheiden? Wer darf überleben, wer muss sterben?

Es gab immer schon Situationen, in denen Ärzte solche Entscheidungen treffen müssen.
Ich war 5 Jahre Notarzt, 4 Jahre auf Notarztwagen, 1 Jahr im Rettungshubschrauber.
Schon in der Ausbildung wurden wir darauf gedrillt, Mut zu Entscheidungen zu haben. Wenn Sie mit dem Helikopter bei einer Massenkarambolage landen, muss entschieden werden, wer zuerst behandelt werden wird. Wer am lautesten schreit, hat offensichtlich dazu noch genug Luft und Kraft…. Suchen Sie dort, wo wenig zu hören ist, aber erkennen Sie, wenn keine Chance mehr besteht.
Wußten Sie, dass es für Skiwanderer und Skitourengeher Lawinensuchgeräte gibt, die (wie ein EKG Gerät) den Herzschlag wahrnehmen?
Warum? Weil das Gerät sein Signal verändert, wenn der Herzschlag aufhört. Das hat den Sinn, dass Bergretter zuerst nach den Verschütteten suchen, deren Herz noch schlägt.
Ist das verwerflich? Nein!

Nichts anderes nun: Ärzte müssen entscheiden, wo ihre Hilfe den größten Nutzen darstellt und wo nicht.
Triage („sortieren “) bedeutet, dass nach strengen Kriterien entschieden werden muss, ob ein Beatmungsgerät (BG) einem Todgeweihten genommen und einem Überlebensfähigen zur Verfügung gestellt wird.
Und es gilt nur, wenn keine BG mehr da sind!

Die Kriterien sind streng, der Patient ist nicht nur über 80 Jahre alt (das reicht nicht, einem 80 jährigen wird nicht automatisch das BG weggenommen!), sondern er ist schwer lungen- oder herzkrank, er hat Krebs in einem fortgeschrittenen Stadium, kurzum: er wird mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Lungenerkrankung mit Covid19 sterben! Auch mit Beatmung! 

Meiner Patentante (92) und meiner Mutter (89), beide schwer vorerkrankt, würde vermutlich das BG weggenommen werden.
Es bricht mir das Herz, aber könnte notwendig sein.